
BYARS~JAMES LEE. LEBEN, LIEBE UND TOD. life, love and death.
€30,00
Author: Weinhart, Viola Michely, Klaus Ottmann,~Martina Publisher: Schirn Kunsthalle Frankfurt. Hatje Cantz, Ostfildern Year: 2004 Artist: BYARS~JAMES LEE ISBN: 3-7757-1368-9 Hardcover, 160 pages, German/English, 25,70 x 25,50 cm Condition: good
Der amerikanische Künstler James Lee Byars (1932--1997) ist für Arbeiten bekannt, die trotz extremer Einfachheit in Form und Materialauswahl ausserordentlich luxuries erscheinen und eine einzigartige Synthese aus Konzeptkunst, Minimalismus und Fluxus darstellen. Der Katalog präsentiert eine kritische Retrospektive seiner Arbeiten und zeichnet seine künstlerische Entwicklung von den formativen Jahren in Japan bis zu den späteren in New York nach: Von den Performances, Papier- und Stoffarbeiten, die das Leben thematisieren bis zu den exaltierten Spitskulpturen aus Gold, Marmor und Samt, die den Tod als Ausdruck von Vollkommenheit umkreisen. " In einer umfassenden Retrospektive würdigt die Schirn den grossen 'Magier der Stille' James Lee Byars (1932 -1997). Seit den frühen 1970er Jahren ist der amerikanische Künstler mit Performances, Objekten, Skulpturen und Räumen international präsent. Die Ausstellung zeichnet die Entwicklung seines einflussreichen Werkes nach, das während seines nomadischen Lebens zwischen Japan, Europa und den Vereinigten Staaten entstand: von den Performances, Papier- und Stoffarbeiten, die um existenzielle Fragen kreisen, bis hin zu den späten Skulpturen aus Gold und Marmor, die Liebe und Tod als Ausdruck des Vollkommenen thematisieren. Neben der Präsentation einer Reihe monumentaler Arbeiten wie dem über 17 Meter hohen Golden Tower oder der 300 qm grossen Bodeninstallation The Red Angel of Marseille aus tausend roten Glaskugeln wirft die Ausstellung auch die Frage auf, wie man mit dem performativen Werk eines verstorbenen K???nstlers umgeht, der ein Meister der Inszenierung der eigenen Person war und einen unvergleichlichen Beitrag dazu leistete, das Verh???ltnis von Kunstwerk und Betrachter, von Kunst und Leben zu egalisieren.
James Lee Byars studierte zunächst in seiner Heimatstadt Detroit Kunst, Psychologie und Philosophie. In den späten 1950er Jahren ging er nach Kyoto und verbrachte die folgenden zehn Jahre abwechselnd in Japan und Amerika. In Japan lernte Byars das Ephemere als eigene Qualität in der Kunst kennen. In diesen pr???genden Jahren begann er mit der ???bertragung der sinnlichen, abstrakten und symbolischen Elemente des japanischen No-Spiels und des Schinto-Rituals, in denen auch gefaltetes wei???es Papier oder unbehauene Steine eine Rolle spielen, auf die Wissenschaft, Kunst und Philosophie des Westens. Byars entwarf in Japan eine Reihe von Papierarbeiten, unter anderem The Accordion Scroll or The Perfect Painting (Die Akkordeonrolle oder Das vollkommene Bild), ein Objekt, das w???hrend einer Performance ritualhaft entfaltet wurde, oder eine 27 Meter lange Papierschriftrolle mit Kohlezeichnungen, die in dieser Ausstellung erstmals als Objekt au???erhalb einer Performance gezeigt wird. Ab den 1970er Jahren erlangte Byars mit seinen luxuri??sen und r???tselhaften Objekten und Performances internationale Bekanntheit. Durch seine einzigartige Synthese von Orientalismus, Concept Art, Minimalismus, Fluxus sowie Momenten von Happening, Body und Installation Art z???hlt Byars heute zu einer der Hauptfiguren der Kunst des 20. Jahrhunderts. Bei seinen unz???hligen Reisen durch Japan, die USA und Europa, die immer wieder von Ausstellungen und Aktionen begleitet wurden, verschaffte sich Byars auch in Deutschland nicht zuletzt aufgrund seiner wiederholten Teilnahme an der ???????documenta??????? in Kassel nachhaltige Pr???senz. Einen wesentlichen Aspekt im Schaffen von James Lee Byars bildet das Prinzip des Fl???chtigen beziehungsweise der Koexistenz des Fl???chtigen mit dem Ewigen, das sich vor allem in seinen Performances wie beispielsweise in The Perfect Smile (Das vollkommene L???cheln) manifestiert: Byars war in Goldlam??? gekleidet, trug einen schwarzen Hut, schwarze Handschuhe und Lackschuhe und hatte einen schwarzen Seidenschal um den Kopf geschlungen. Das perfekte L???cheln bestand aus einer winzigen Bewegung des Mundes. 1994 schenkte der K???nstler The Perfect Smile dem Museum Ludwig in K??ln. Diesem konzeptuellen Geniestreich ist es zu verdanken, dass erstmals eine Performance Teil einer Sammlung wurde. Zugleich dr???ckt sich hier Byars??????? expliziter Wunsch aus, das L???cheln ???ber die Bindung an die eigene Person hinaus f???r die Zukunft ausstellbar zu machen. Diesem Wunsch wird im Rahmen dieser Retrospektive in Form einer t???glichen Auff???hrung der Performance entsprochen. Fl???chtig wie sein L???cheln ist Byars??????? Auftritt im Film Autobiography: Der kurze 16-mm-Film besteht aus nichts weiter als Schw???rze, aus der f???r eine Vierundzwanzigstelsekunde die wei??? gekleidete Figur von Byars auftaucht. Im Kontext des Fl???chtigen und Ewigen spielt bei Byars der Begriff des Vollkommenen ??????? The Perfect ??????? eine zentrale Rolle. Bei Byars findet sich das Vollkommene nicht in der materiellen Vollkommenheit, sondern in der Suche danach. Vollkommenheit ist laut Byars eine Unm??glichkeit und nur in dem einen verhei???ungsvollen Moment gegenw???rtig, in dem Leben und Tod, Gl???ck und Tragik zusammenfallen. Obwohl Byars 1978 noch verlautete: ???????I cancel all my works at death,??????? begann er ausgerechnet in dieser Zeit auch verst???rkt mit dauerhaften Materialien wie Stein oder Marmor zu arbeiten. Oft scheint es, als setze Byars physikalische Gesetze au???er Kraft: In der Installation The Book of the 100 Perfects (Das Buch der 100 Vollkommenheiten) gehen Chaiselongues aus schwarzem Samt eine Symbiose mit ihrem Umfeld ein, und in The Human Figure (Die menschliche Figur) scheinen kiloschwere Marmorkugeln in purem Wei??? zu schweben. The Rose Table of Perfect (Der vollkommene Rosentisch), eine kugelf??rmige Skulptur aus 3333 frischen roten Rosen, die im Laufe der Ausstellung langsam verwelken, verbindet die Perfektion der Form mit der Unvollkommenheit des Verg???nglichen. Die ???berw???ltigende Bodeninstallation The Red Angel of Marseille (Der rote Engel von Marseille) von 1993, zuvor noch in keinem anderen deutschen Ausstellungshaus zu sehen, suggeriert trotz der 1000 auf dem Boden zu einem Ornament aufgelegten oten venezianischen Glaskugeln Immaterialit???t. The Golden Tower (Der goldene Turm), ein 17,5 Meter hoher goldener Turm, erweckt durch die Reflexion des Lichtes auf der gl???nzenden Oberfl???che den Eindruck von Transzendenz. Begegnet uns der K???nstler einerseits mit kolossaler, erhabener Geste, entzieht er sich andererseits im Transitorischen. Am Ende des Gangs durch die Ausstellung darf man The Death of James Lee Byars (Der Tod des James Lee Byars), einen komplett mit Blattgold ausgeschlagenen Raum, zwar einsehen, nicht aber betreten. F???r Byars??????? K??rper stehen symbolisch f???nf Kristalle, die dessen Silhouette markieren. Nicht nur diese Arbeit sorgt daf???r, dass die existenziellen Fragestellungen um Leben, Liebe und Tod, die der K???nstler stets wiederholt und neu formuliert hat, ???ber seinen Tod hinaus pr???sent bleiben. . . ." (Quelle / Schirn / Presse)